Schöne Reden reichen nicht aus
«Wird Europa zum Freilichtmuseum?» NZZ am Sonntag vom 29. Dezember
Europa lässt sich von äusseren Kräften treiben, anstatt aktiv die eigene Richtung festzulegen. Zwischen den Interessen der USA, Chinas und Russlands droht unser Kontinent zerrieben zu werden. Die Freiheit und die Demokratie, die unsere Gesellschaften prägen, sind keine Gewissheit und werden derzeit massiv herausgefordert. Während autoritäre Regime wie Russland strategisch vorgehen und hybride Kriegsführung einsetzen, wirkt Europa oft planlos und unentschlossen. Es reicht nicht aus, unsere Werte in schönen Reden zu betonen, wir müssen sie mit demokratischer Kraft verteidigen. Dies erfordert eine strategische Zielsetzung: Europa muss zu einem massgeblichen Machtfaktor in der Welt werden, der nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch in der Lage ist, seine Werte zu schützen. Die Geschichte zeigt, dass autoritäre Regime dort ins Wanken geraten, wo sie für ihre Aggressionen einen hohen Preis zahlen müssen, wie der Zusammenbruch der Sowjetunion belegt. Das ist die Chance Europas, den Einfluss externer Kräfte zurückzudrängen. Europa darf nicht zu einem Museum der Weltgeschichte verkommen, sondern muss seine gestaltbare Rolle einnehmen. Die Freiheit ist ein kostbares Gut, und wir müssen bereit sein, sie zu verteidigen – vor allem für uns als Schweiz.
Roman Oeschger, Büren (SO)